Waldbaden im Advent

Heute Morgen hat der Winter die Welt in strahlendes Weiß getaucht, begleitet von herrlichem Sonnenschein. Solche magischen Momente laden dazu ein, innezuhalten und bewusst die kleinen Geschenke der Natur wahrzunehmen. Passend dazu möchte ich dir eine berührende Geschichte erzählen, die die Basis für eine wunderbare Achtsamkeitsübung zum 1. Advent bildet.

Die Geschichte von Frederick*

In einem Wald lebte eine kleine Maus namens Frederick mit ihrer Familie. Während die anderen Mäuse fleißig Vorräte für den Winter sammelten, schien Frederick nichts zu tun. Doch er erklärte, dass er Sonnenstrahlen, Farben und Worte sammle, um diese in den dunklen Tagen des Winters mit seinen Freunden zu teilen.

Als der Winter kam und die Nahrung knapp wurde, erinnerte Frederick seine Familie mit seinen Geschichten an die Wärme des Sommers. Die Mäuse fühlten sich gestärkt und voller Hoffnung – als hätten sie die Sonne wieder auf ihrer Haut gespürt.

* Autor Leo Lionni

Die Übung „Sonnenstrahlen sammeln“

Die Geschichte zeigt uns, wie kraftvoll positive Erinnerungen und bewusste Momente in der Natur sein können. Mit dieser einfachen Übung kannst du die Wärme und Energie der Sonne bewusst speichern:

1. Finde einen sonnigen Platz: Am besten in der Natur, vielleicht bei einem Spaziergang im Wald oder auf einer freien Wiese.
2. Nimm die Sonne bewusst wahr: Schließe die Augen und spüre die Wärme der Sonnenstrahlen auf deiner Haut. Atme tief ein und lass das Licht in dich hineinströmen.
3. Visualisiere die Kraft der Sonne: Stelle dir vor, wie die Sonnenstrahlen deinen Körper füllen – mit Licht, Energie und Freude.
4. Speichere diesen Moment: Halte dieses Gefühl innerlich fest, um es später bei Bedarf wieder hervorzuholen.

Warum diese Übung so wertvoll ist

In der kalten und oft hektischen Winterzeit vergessen wir häufig, wie wichtig es ist, Energie zu tanken und uns auf die positiven Dinge zu konzentrieren. Mit der Übung „Sonnenstrahlen sammeln“ kannst du Momente der Achtsamkeit schaffen und dich auf das Hier und Jetzt besinnen. Diese kleinen Pausen wirken wie ein Sonnenstrahl an dunklen Tagen – stärkend, wärmend und erhellend.

Das Zitat "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar." aus Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry erinnert uns daran, dass die wirklich wichtigen Dinge im Leben oft nicht sichtbar oder greifbar sind. Es geht um Werte wie Liebe, Vertrauen, Mitgefühl und Verbundenheit – Aspekte, die wir nicht sehen, sondern nur fühlen können.

Gerade in der Adventszeit, einer Zeit der Besinnung und Vorfreude, lädt dieses Zitat uns ein, den Blick nach innen zu richten. Es ermutigt uns, nicht nur auf äußere Zeichen wie Geschenke, Lichter oder Dekoration zu achten, sondern die tieferen Bedeutungen dieser Zeit wahrzunehmen.

Mit dem Herzen zu sehen bedeutet, in der Stille die Liebe und Wärme in kleinen Gesten zu entdecken:

• Im Gespräch mit einem geliebten Menschen, das mehr zählt als jeder materielle Besitz.
• In der Freude eines Kindes, das den Zauber der Vorweihnachtszeit spürt.
• In der Natur, die uns mit ihrer Ruhe und Schönheit in der kalten Jahreszeit beschenkt.

Die Adventszeit erinnert uns daran, was wirklich zählt – nicht das, was wir mit den Augen sehen, sondern das, was wir mit dem Herzen fühlen können: Nähe, Dankbarkeit und Liebe.

Die Übung: "Kuschel mit dem Wald"

Ich lade dich ein, zum zweiten Advent den Wald auf eine ganz besondere Weise zu erleben und ihm ganz nah zu kommen: durch Berührung. Suche dir einen ruhigen Platz und nimm dir Zeit, mit deinen Händen die Vielfalt des Waldes zu erkunden.

Fühle die raue Oberfläche einer Baumrinde, die weiche Kühle des Mooses, die glatte Struktur eines Steins oder – wenn sich die Gelegenheit bietet – den zarten Kontakt mit einem kleinen Tier. Nimm jede Berührung bewusst wahr und lass dich auf die verschiedenen Texturen und Empfindungen ein.

Warum diese Übung so wertvoll ist

Durch diese achtsame Nähe zur Natur regst du die Produktion von Oxytocin, dem "Hormon der Liebe", an. Es hilft dir, dich entspannt und geborgen zu fühlen. Öffne dein Herz für die kleinen Wunder, die der Wald dir schenkt, und nimm diese Geschenke in Dankbarkeit an.

Gerade in der Adventszeit, einer Zeit der Besinnung, kann diese Übung dir helfen, innerlich zur Ruhe zu kommen und dich mit der stillen Schönheit der Natur zu verbinden. 

„Wer mit sich selber in Frieden lebt, kommt nicht in Versuchung, anderen den Krieg zu erklären.“

Ernst Ferstl (österreichischer Lehrer und Schriftsteller, 1955)

Die Übung: „Die Waldbühne“

Diese Woche lade ich dich ein, das „Wald World Wide Web“ zu nutzen, um eine Friedensbotschaft in die Welt zu senden.

Finde dir dafür einen ruhigen, ungestörten Platz im Wald, an dem du dich wohlfühlst. Nimm dir einen Moment, atme tief ein und aus, und spüre, wie du dich durch deinen Atem mit dem Wald verbindest.

Denk an eine Person, eine Situation oder vielleicht an etwas in dir selbst, mit dem du Frieden schließen möchtest. Formuliere in Gedanken eine Friedensbotschaft, die alles ausdrückt, was dir am Herzen liegt.

Stell dir vor, du betrittst jetzt eine Bühne im Wald – die „Waldbühne“ – und teilst deine Botschaft mit all denen, für die sie bestimmt ist. Nutze die Sprache, die sich für dich richtig anfühlt: Vielleicht möchtest du eine kleine Rede halten, dich pantomimisch ausdrücken oder ein Kunstwerk aus Naturmaterialien gestalten. Lasse deiner Kreativität freien Lauf und spüre, wie sich die Worte oder Gesten aus dir heraus entfalten.

Sei dir sicher: Deine Botschaft wird genau dort ankommen, wo sie gebraucht wird. Das „Wald-Internet“ ist schließlich weltweit verbunden.

Nimm dir im Anschluss einen Moment Zeit, um dem Wald zu lauschen. Welche Antworten schickt er dir zurück? Welche Botschaften hörst du, fühlst du? Vielleicht spürst du auch, wie der Frieden in dir selbst ein kleines Stückchen mehr wächst.

Bedanke dich abschließend bei deinem „Publikum“ – dem Wald – und sei dir bewusst, dass du mit dieser Übung einen kleinen, aber bedeutsamen Beitrag zum Weltfrieden geleistet hast.

Und vergiss nicht: Schick dir selbst immer wieder die Botschaft, auch in turbulenten Zeiten im Einklang und Frieden zu bleiben.

Warum diese Übung so wertvoll ist? 

In der Adventszeit, die sowohl von Besinnlichkeit als auch von emotionalen Herausforderungen geprägt ist, hilft die Übung, inneren Frieden zu finden und in Einklang mit den eigenen Gefühlen zu kommen. So kann man die Festzeit bewusster, authentischer und erfüllter erleben – und auch für andere eine Quelle von Frieden und Harmonie sein.